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Faserfuttermittel als Spielwiese für Mikroben

Newsletter 01/2022

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agromed Austria GmbH

Erschienen am:
17. Januar 2022

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Die Fütterung von Faser ist längst mehr als nur Energieverdünnung bzw. Zeichen schlechter Verdaulichkeit oder „Billigmacher“. Ausreichende Fasermengen und eine geeignete Auswahl fördern die Darmgesundheit auf vielfältige Weise. Ganz offensichtlich wird die Kotqualität verbessert. Ferkel haben weniger Diarrhoe und Sauen weniger Konstipation. Sogar Sondereffekte sind zu beobachten, wenn OptiCell® zum Einsatz kommt: Mehr lebend geborene Ferkel, weniger Stress u.v.m. Die gesellschaftliche Tierwohldiskussion hat Faserfuttermittel erreicht und Beschäftigungsfuttermittel bzw. Raufutter sind Schweinen zur freien Aufnahme vorzulegen. Hygienische Aspekte werden selten beachtet.

Erschreckende Analysen zur Mikrobiologie

Heu & Stroh können synonym als Raufutter bezeichnet und über Raufen angeboten werden. Diesem Thema hat sich Dr. Jochen Krieg (Fütterungsreferent LWK-NRW) angenommen und Ergebnisse einer aktuellen Stichprobenuntersuchung auf der Beratertagung der LWK-NRW 2021-Nov vorgestellt. Beprobt wurden 19 Stroh-Herkünfte verschiedener Getreidearten und 8 Heu-Partien. Die Analysen zur Mikrobiologie sind erschreckend!

Die Tabelle zeigt die Orientierungswerte für Bakterien, Pilze und Hefen sowie die Bandbreite (von – bis) der untersuchten Futtermittel. Der bakterielle Besatz lag unter den Orientierungswerten. Die koloniebildende Einheiten (KBE) der Pilze & Hefen waren nur bei einzelnen untersuchten Proben im „grünen“ Bereich. Regenwetter war nur z.T. eine mögliche Ursache und hohe Pilz-KBE sind nicht zwingend mit hohen Hefe-KBE verbunden. Allgemein wurden die Proben als „bakteriell ok“ und bzgl. Pilzen & Hefen als „bedenklich“ von Dr. Krieg eingestuft.

Die Orientierungswerte zu den KBE des VDLUFA (2017) beschreiben nicht die Fütterungseignung der Futtermittel, sondern das „natürliche“ Vorkommen des mikrobiellen Besatzes.

Beispielsweise liegen die Orientierungswerte für Mais sowie Weizen für Bakterien (Keimgruppe 1) bei 2 bzw. 5*106. Dies sind Unterschiede von dem ca. 10 bis 30-fachen! Für die Keimgruppen (KG) 5 & 6 sollten die Werte beim Getreide um das 3 bis 10fachen unter Heu & Stroh liegen.

 

Derzeit gibt es keine Empfehlungen zu Maximalgehalten an Bakterien, Pilzen oder Hefen im Futter für Schweine und Geflügel. Grundsätzlich sind dann möglichst niedrige Gehalt anzustreben, um Tierwohl, Gesundheit und Leistung unserer Nutztiere zu gewährleisten.

 

Heu & Stroh als Raufutter für Schweine birgt ein hohes gesundheitliches Risiko.