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Tierwohl bei Sauen - mehr als nur eine Frage des Platzangebotes

Newsletter 10/2021

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agromed Austria GmbH

Erschienen am:
20. Dezember 2021

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Nur gesunde Tiere sind leistungsfähig – das wissen wir alle. Dieser Zusammenhang wird mit der aktuellen politischen und gesellschaftlichen Debatte über die Begriffe Tierwohl oder auch Tiergerechtheit abgedeckt. Das „Tierwohl“ ist Bestandteil des europäischen Green Deal und wird in der kommenden Zeit konkrete Regelungen erfahren. Wenn Tiere gesund sind, ihr Normalverhalten ausführen können und negative Emotionen vermieden werden (z. B. Angst und Schmerz) kann von einer guten Tierwohl-Situation ausgegangen werden. 

 

 

Bei den Sauen fokussiert sich die Diskussion dazu oftmals auf die Fragen von Gruppenhaltung, den Platzbedarf, das freie Abferkeln oder auch die z.B. im Rahmen der deutschen Tierschutz-Nutztierhaltungsverordnung geforderte Rohfaserversorgung. Bei näherer Betrachtung stellen sich die Eingriffsmöglichkeiten aber deutlich vielfältiger dar. Aus Sicht der Fütterung lohnt eine nähere Betrachtung der Sau in den Phasen der Trächtigkeit, bei der Abferkelung und in der Laktation.


 

Tragende Sauen: Reduzierung von Hungerstress

Ein zentrales Thema in der Trächtigkeit ist die Futterrestriktion, um das Verfetten der Tiere zu vermeiden. Allerdings kann chronischer Hunger in der Gruppenhaltung zu Aggressionen führen und kampfbedingte Verletzungen verursachen. Hunger verursacht aber auch Stress, nachweisbar z.B. über eine vermehrte Ausschüttung des Stresshormons Cortisol, und kann auch die Leistung beeinträchtigen. Allgemeine Empfehlungen zur besseren Sättigung der Sauen enthalten meist eine Erhöhung des (Roh-)Faseranteils. Doch hier lohnt es sich, die Zusammensetzung der Faser genauer zu betrachten. In einem aktuellen Fütterungsversuch (Silva et al. in Vorbereitung) erhielten Topigs Norsvin TN70 Sauen in der gesamten Trächtigkeit eine Grundration aus Mais und Sojaextraktionsschrot, die entweder mit Sojaschalen (S; 15%) oder der eubiotischen Lignocellulose OptiCell® + Sojaschalen (OC+S; 2,5+12,5%) ergänzt wurde. Die Rohfasergehalte beider Versuchsrationen unterschieden sich mit 7,5% bzw. 8,1% nicht wesentlich.

 

Die Blutglukosespiegel wurden in beiden Gruppen am Tag 35, 75 und 111 der Trächtigkeit an je 5 unterschiedlichen Zeitpunkten vor bzw. nach der Futteraufnahme gemessen. Ausgehend vom gleichen Niveau vor der Fütterung, hatten die Sauen der OptiCell®Gruppe an allen weiteren Messzeitpunkten höhere Werte als die Sauen, die nur Sojaschalen als Faserquelle erhielten (Abbildung 1). Ein stabiler Blutglukosespiegel ist neben der mechanischen Sättigung über eine Dehnung des Magen-Darmtraktes, der z.B. durch Quellung von Faserkomponenten mit hohen Anteilen löslicher Faser (wie Sojaschalen) erreicht wird, wichtig für die Reduzierung von Hunger und damit Stress. Der Zusatz von OptiCell® zeigte hier also deutlichere Effekte als Sojaschalen allein. Zusätzlich war bei den OptiCell®-Sauen auch die Anzahl geborener Ferkel mit 17,8 signifikant höher als die der Sojaschalen-Gruppe mit 16,2. Der durch OptiCell® stabilisierte Blutzuckerspiegel und die bessere Wurfleistung sprechen klar für eine Stressreduktion und gehen konform mit früheren Ergebnissen, wo mit OptiCell® bei tragenden Sauen eine klare Reduktion des Stresshormons Cortisol erreicht wurde

Ein ergänzender Test in Brasilien bestätigte (Silva 2020, persönliche Kommunikation), dass tragende Sauen, die eine 2,5% OptiCell® Ergänzung zur Standardration aus Mais und Soja erhielten, bei restriktiver Fütterung deutlich weniger Hungersignale zeigten, sichtbar durch weniger vergebliche Besuche am Futterautomaten, also Besuchen ohne Futterzuteilung (Abbildung 2).

 

Die Reduzierung von Hunger bei Sauen ist ein Ziel im Rahmen des Tierwohls. Die gezielte Faserergänzung von OptiCell® bei tragenden Sauen kann – selbst bei ansonsten vermeintlich ausreichender Faserversorgung – Zusatzeffekte bei der Reduzierung von Hunger und Stress zeigen, was die Tiere mit einer höheren Wurfleistung belohnen!